Bei HUNDEPFADE arbeiten wir ausschließlich mit Brustgeschirr - und dies aus gutem Grund!

1. Ein gut sitzendes Brustgeschirr schont die Halswirbelsäule Ihres Hundes. Diese ist im Wesentlichen so aufgebaut wie die menschliche - und ebenso empfindlich. Trägt der Hund nun ein Halsband, ist seine HWS extremen Belastungen ausgesetzt, die sie nicht kompensieren kann. Jeder Druck und noch so kleine Leinenruck birgt die Gefahr ernsthafter Verletzungen (nicht nur in der HWS) in sich, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht erkennbar sind, aber den Hund schnell in eine traurige Schmerzkarriere drängen.

Stellen Sie sich vor, Sie hätten jeden Tag mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen, Schwindel etc. zu kämpfen. So ergeht es nämlich vielen Hunden, die an Halsbändern geführt werden. Wie lange halten Sie solch eine Belastung aus, ohne gereizt und mehr zu werden? Dem Hund geht es da nicht anders, nur leider kann er uns nicht sagen: "Heut ist mir furchtbar schwindlig und ich hab Kopfweh, lass mich bitte in Ruh."

"Ich ruck doch gar nicht an der Leine", mögen Sie jetzt vielleicht empört einwenden. Stimmt natürlich! Wenn Sie bei Hundepfade trainieren, rucken Sie selbstverständlich nicht absichtlich an der Leine. Aber trotzdem können Sie nicht ausschließen, dass Ihr Hund es niemals tut. Z.B. wenn er eben noch brav an der 3Meter-Leine neben Ihnen hergelaufen ist, dann aber plötzlich etwas Interessantes sieht, durchstartet und dabei in die Leine rennt. Trägt er dann ein Halsband, können Sie getrost schon mal einen Termin bei einer guten physiotherapeutischen Praxis machen. Trägt er ein Geschirr, haben Sie gute Chancen, unbelastet weiter Ihrer Wege zu gehen.

2. Das Brustgeschirr sorgt ebenfalls dafür, dass Luftröhre und Kehlkopf unbelastet bleiben. Das Tragen eines Halsbandes hingegen belastet beides sehr. Sicher haben Sie ihn auch schon einmal gesehen: Den ziehenden (und gezogenen) Hund, der am Halsband "geführt" wird und dabei zum Gotterbarmen röchelt und hustet - kein schöner Anblick und für den Hund u.U. ein echter Gesundheitskiller. Leider sind Kehlkopfquetschungen, Schilddrüsenschädigungen, Gewebeverletzungen und ein erhöhter Augeninnendruck hier keine Seltenheit.

Und bedenken Sie einen weiteren Punkt: Die einzige Möglichkeit für den am Halsband geführten Hund, sich Kehlkopf und Atemwege frei zu halten, besteht darin, seine Halsmuskulatur extrem anzuspannen. Und diese Verspannungen führen wiederum zu den bereits genannten Symptomen wie Kopfschmerz, Übelkeit, Schwindel etc.

Ein Hund, der am Brustgeschirr geführt wird, hat mit derartigen halsungsbedingten Gesundheitsproblemen nicht zu kämpfen.

3. Auch in Gefahrensituationen sind Sie mit einem solide gearbeiteten Brustgeschirr mit fest vernähtem Rückensteg auf jeden Fall besser beraten als mit einem Halsband.

Situation 1: Sie gehen mit Ihrem Hund spazieren, er stöbert am Flussufer und plötzlich rutscht er ab und kann ohne fremde Hilfe das rettende Ufer nicht mehr erklimmen. Was tun? Zum Glück trägt er ja ein Brustgeschirr, das leicht zu greifen ist und Ihnen erlaubt, Ihren Hund am Rückensteg sicher ans Ufer zu bringen, ohne ihn zu würgen. Würde er ein Halsband tragen, wäre dies ohne gesundheitliche Schäden beim Hund und u.U. auch bei Ihnen kaum möglich.

Situation 2: Es ergibt sich eine schwierige Hundebegegnung. Durch einen Griff an den Rückensteg können Sie sehr viel sinnvoller und sicherer auf Ihren Hund einwirken, als dies mit einem Halsband möglich wäre, denn Ihren Griff an den Rückensteg interpretiert der Hund nicht als Angriff. Bei einem Griff ans Halsband, der zwangsläufig von oben in den Nacken des Hundes ausgeführt wird und ihn womöglich in Atemnot bringt, sieht dies schon ganz anders aus. Wenn es ganz blöd läuft, missversteht er Ihr Eingreifen und reagiert mit einer Abwehrreaktion - nicht nur gegen den anderen Hund, sondern auch gegen Sie.

Und noch ein Aspekt fällt ins Gewicht: Bei einem langhaarigen Hund haben Sie viel schnelleren und sichereren Zugriff auf ein Geschirr als auf ein Halsband, das irgendwo im dichten Fell verborgen liegt. Bis Sie's gefunden haben, könnte die Situation eskaliert sein...

4. Für einen Hund, der am Halsband geführt wird, erhöht sich die Gefahr von unerwünschten Verknüpfungen signifikant. Denken Sie daran, was Sie schon über die unangenehmen Gefühle gelesen haben, die Druck oder ein Ruck am Halsband beim Hund auslösen. Und denken Sie auch daran, dass Ihr Hund durch Assoziation lernt. Und nun stellen Sie sich einmal vor, dass genau in dem Moment, in dem Ihr Hund dieses schmerzhafte oder zumindest unangenehme Gefühl des Halsbandes spürt, sein Blick auf einen Artgenossen, ein Kind usw. fällt. Ihr Hund verbindet möglicherweise dieses unangenehme Gefühl mit der Person oder dem Tier, was er in dem Moment gesehen hat, und schon haben Sie eine negative Belegung oder klarer gesagt: Sie haben ein Problem!

Und zwar leider ein weit verbreitetes Problem: Ich habe schon einige verzweifelte Neukunden in meiner Hundeschule begrüßt, die ihren Hund bisher am Halsband geführt hatten und der beim Anblick von Artgenossen/Joggern/Kindern/Nordic Walkern... - Sie können die Liste beliebig weiter führen - zum Berserker wurde. Die Besitzer konnten sich dann gar nicht erklären, woher so ein Verhalten wohl kommen könnte, schließlich habe ihr Hund nie etwas "Böses" von diesen "Umweltreizen" erfahren. Den Haltern war bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht klar, mit was für einem Gefühl ihr Hund den Anblick von Artgenossen/Joggern/Kindern usw. bislang verknüpft hatte, nämlich mit Druck, Angst und Schmerz, hervorgerufen durch das Führen am Halsband und nicht selten über Leinenruck. Sie hatten also sehr wohl schon "Böses" mit den entsprechenden Reizen erlebt.

5. Für die Verwendung eines Brustgeschirrs spricht ebenso, dass der Hals des Hundes ein hochempfindliches "soziales Organ" ist, das für die taktile Kommunikation untereinander von ganz entscheidender Bedeutung ist. Berührungen an der Oberseite des Halses drücken unter Hunden eine gewisse Dominanz aus. An der Unterseite stehen sie gemeinhin für Subdominanz. Und Berührungen an der Seite sind nur guten Freunden vorbehalten.

Unsere Hunde achten sehr auf die feinen Signale - mit dem Umlegen eines Halsbandes missachten wir sie und werden übergriffig.

Auch beim Menschen ist eine Berührung am Hals etwas sehr Intimes und Sie wären sicherlich auch irritiert oder böse, wenn jemand die ganze Zeit an Ihrem Hals herumfingern würde.

Nicht umsonst gibt es den Ausspruch: "Bleib mir bloß vom Hals!" Wie viele Hunde würden dies ihrem Menschen, der ihm ein Halsband umlegen will, gerne sagen?! Möglicherweise ist dadurch auch die verstörte Reaktion zu erklären, die man beim Welpen beobachten kann, dem zum ersten Mal ein Halsband umgelegt wird.

6. Leider hört man immer noch hin und wieder das Vorurteil, dass mit Brustgeschirr der Hund doch "noch viel mehr ziehen" würde. Dies ist schlichtweg falsch und meist von Menschen zu hören, die noch nie ein Brustgeschirr bei ihren Hunden verwendet haben. Tatsächlich ist nämlich das Gegenteil der Fall. Bei ungefähr 20% der Hunde, die vom Halsband auf das Brustgeschirr wechseln dürfen, gibt sich das Leineziehen spontan von allein. Bei den restlichen bessert sich zumindest das Geröchel und Gehuste, das den ziehenden Hund bislang begleitet hat, da das Brustgeschirr den Druck von den Atemwegen nimmt. Und mit einem gezielten Training zur Leinenführigkeit steht einem HundMensch-Team mit einer Leinenführigkeit, die beiden Spaß macht, nichts mehr im Wege.

Das Halsband hingegen macht es einem Hund sehr schwer, entspannt an der Leine zu gehen.

Der Druck, der von dieser Form der Halsung ausgeht, löst beim Hund nämlich das Bedürfnis aus, sich zu entziehen. Und wie macht er das? Durch Flucht nach vorn! Er fängt also an, ordentlich zu ziehen, wodurch der Druck noch stärker wird. Dann zieht und ruckt vielleicht auch noch der Mensch und erhöht den Druck/Schmerz noch weiter und schon zieht der Hund gleich dreimal mehr - ein übler Teufelskreis!

Deswegen: Tun Sie sich und Ihrem Hund einen Gefallen und kaufen Sie ihm ein gutes Brustgeschirr! Es wird Ihnen und Ihrem Hund später viele teure Tierarztbesuche ersparen und ist eine sinnvolle Investition in die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihres Hundes - und in die Ihre.

Voraussetzung ist natürlich, dass Sie ein gut verarbeitetes und gut sitzendes Brustgeschirr erwerben. 

Ein empfehlenswertes Brustgeschirr: 

- ist aus weichem, leichtem und anschmiegsamem Material gefertigt und waschbar (z.B. Nylon).

- verfügt über ausreichend breite Gurte, damit nichts einschneidet. Die Breite der Gurte ist der Größte und dem Gewicht des Hundes angepasst.

- besitzt einen fest vernähten Rückensteg, damit nichts verrutschen kann und sich keinerlei Scheuerstellen bilden können.

- muss an beiden Seiten zu öffnen sein, damit der Hund nicht mit einer/den Pfote(n) einsteigen muss, denn viele Hunde empfinden dies als unangenehm.

- hat gut gefertigte (d.h. stabile, leichtgängige aber nicht "flatterige") Verschlussschnallen, die zudem so gebogen sind, dass sie sich der Körperform des Hundes optimal anpassen.

- zeichnet sich dadurch aus, dass Rücken- und Bauchsteg lang genug gearbeitet sind und der Bauchsteg verstellbar ist. Es gibt auch Rassen, die benötigen einen etwas kürzeren Rückensteg, wie z.B. Möpse, aber auch für sie gibt es extra angepasste Geschirre.

Das Brustgeschirr soll so sitzen

- dass zwischen Achselhöhle und Nylongurt, der um den Bauch läuft, eine Handbreit Platz ist (bei großen Hunden). Bei kleinen Hunden sollten es ca. zwei Finger sein.

- dass es bequem anliegt, d.h. weder sollte es locker um den Bauch/die Brust flattern, noch so eng anliegen, dass es fast Atemnot verursacht oder auf die Wirbelsäule drückt. Wenn Sie mit Ihrer Hand ohne Drücken und Schieben unters Geschirr kommen, sitzt es richtig.

- dass der vordere Ring nicht direkt auf dem Brustbeinknochen aufliegt.

Noch ein paar Tipps zum Abschluss

- Wenn Ihr Hund zum ersten Mal ein Geschirr angelegt bekommt, lassen Sie ihm und sich selbst viel Zeit! Gehen Sie langsam und behutsam vor: Lassen Sie ihn erstmal ausgiebig am Brustgeschirr schnüffeln. Dann nehmen Sie das Halsteil in die eine Hand, ein Leckerchen in die andere und animieren Sie ihn ruhig und freundlich dazu, seinen Kopf freiwillig durch die Halsgurte Richtung Leckerchen zu stecken. Selbstverständlich bekommt er das Leckerchen und wird gelobt, wenn er sich getraut hat. Dann schließen Sie langsam und vorsichtig die Bauchgurte, damit kein Fell mit eingeklemmt wird. Seien Sie dabei aber nicht übervorsichtig, sonst muss Ihr Hund am Ende noch annehmen, dass etwas sehr Beunruhigendes gerade mit ihm geschieht. Gute Laune und Zuversicht helfen wie immer weiter und natürlich wird der Hund wieder ausgiebig gelobt und belohnt, wenn er still hält. Wenn er's noch nicht schafft, wird selbstverständlich nicht mit ihm geschimpft, sondern nach einer kurzen Pause ein neuer Versuch gestartet.

- "Grabschen" Sie niemals beim Anlegen des Geschirrs nach Ihrem Hund und zwingen Sie ihn auch niemals dazu, still zu halten. Ihr Hund bestimmt das Tempo!

- Beugen Sie sich beim Anlegen nicht frontal über Ihren Hund, sondern stellen oder hocken Sie sich seitwärts neben ihn.

- Hunde, die noch nicht an ein Geschirr gewöhnt sind, knabbern gerne mal an den Gurten herum. Dem beugen Sie vor, indem Sie das Brustgeschirr immer erst kurz vor dem Spaziergang anlegen und es danach auch wieder zügig abnehmen.